Morgens trieft das Zelt außen vor Tau, innen hängen ein paar Tropfen von der Decke.
Also bloß nicht oben anstoßen, sonst rinnt ein dicker kalter Tropfen den Nacken...
Aber die Sonne scheint und das Zelt ist in Kürze trocken. Gegen Mittag brechen
wir zu unserer ersten Tour auf, die in unserem Führer mit "Roche-Romaine" (römischer Fels) tituliert
ist. 9,5 km, Dauer 3h15, 200 Meter Höhenunterschied - verglichen mit anderen Touren,
die wir uns vorgenommen haben ein einfacher Spaziergang.
Dies ist eine Aussicht vom Puy de Bessolles, einem 1.057 Meter hohen Vulkan.
Die Vulkane der unmittelbaren Region sind noch gar nicht so alt und etwa vor 16.000 Jahren
entstanden.
Sie sind vom Typ Stromboli, d.h. die Lava ist sauer und zäh. Das
führt dazu, dass der Vulkankrater leicht verstopft und dann mit einem Schlag
explodiert.
Oft bleiben Lavasäulen stehen und erstarrte Lavaflüsse können aus
Gebirgsbächlein regelrechte Seen zusammenstauen.
Hier auf den Gebirgswiesen sind viele Rinder zu finden, die - nach deutschen Maßstäben -
gigantisch viel Platz haben. Außerdem ist die Fleischproduktion hier nicht sehr
verbreitet.
Die Rinder werden gemolken und aus der Milch wird Käse hergestellt.
Wenn schon Rind, dann wenigstens in der Auvergne...
Auf dieser Tour gibt es eines im Überfluss: Dicke, reife Brombeeren!
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich die letzten Brombeeren gegessen habe, die
nicht irgendwie säuerlich waren. Die auf dem Puy de Bessolles sind jedenfalls
himmlisch süß. Durch die Fresserei kommen wir nur sehr langsam voran, außerdem
färben sich die Finger zunehmend lila. Aber es schmeckt prima und bald habe ich
das Gefühl mindestens ein Kilo verdrückt zu haben.
Wir kommen durch das Dörfchen Roche Romaine, ein paar Häuser, die sich an einer
Straße am Hang langziehen. Die meisten Häuser sehen richtig alt aus und sind aus
Lavasteinen gebaut. Manchmal sind von der alten Konstruktion aber nur noch ein oder
zwei Mauern über und der Rest ist modern. Diese Kombination sieht irgendwie komisch aus.
Kurz hinter dem Dorf finden wir einen großen Felsen. Ob das wohl der Roche Romaine
ist, nach dem das Dörfchen bzw. die Tour benannt wurde?
Römisch sieht er ja nun wirklich nicht aus.
Natürlich kann ich (Steffen) es mal wieder nicht lassen und muss draufklettern.
Ehrlich gesagt, kann man von oben auch nicht weiter schauen als von unten - der
Fels befindet sich ohnehin an einem Punkt, wo man über die halbe Auvergne schauen kann -
und außerdem weiß Uta nicht, wie man hier einen Notarzt rufen kann. Da lasse ich
mich lieber überzeugen und komme vorsichtig wieder runter!
Als wir wieder beim Auto ankommen, stellen wir fest, dass wir über eine halbe
Stunde länger gebraucht haben, als der Reiseführer veranschlagt hat. Müssen die vielen
Brombeeren gewesen sein...
Nach einem Einkauf im ATTAC-Supermarkt von Besse beschließen wir den Tag mit einem
kleinen Grillabend.
Wir hatten uns nämlich schon in Berlin extra ein paar
Einweggrills besorgt, damit es nicht jeden Tag nur Dosenmapf gibt.
Und als es
am Abend dann kühl und feucht wird, stellen wir die Glut in den Zelteingang. Ziemlich
wirksamer Wärmespender, übrigens.
Die alten Römer (womit wir wieder beim Titel
der heutigen Tour wären) wussten schon, wozu man Kohlebecken gebrauchen kann!
![]() |
![]() Kontakt |
![]() |
![]() zurück zur wir-Übersicht |
![]() |
![]() zurück zur Startseite |